Wenn die Mutter sagt es stimmt was nicht – dann stimmt was nicht. Nicht immer sind kurze Zungenbänder auf einen Blick zu erkennen, die Symptome sind vielfältig und können auch verschiedene andere Ursachen haben. Wenn das Stillen nicht ganz rund läuft lohnt es sich immer, nach der Ursache und Lösungen zu suchen – manchmal steckt eine kleines Gewebestück im Mund dahinter!
Wenn Sie Fragen als Eltern oder Betroffene zur Thematik haben, schreiben Sie mich bitte direkt an unter karin@stillen-ismaning.de.
In der Stillberatung begleite ich seit vielen Jahren intensiv auch Familien, deren Säuglinge von oralen Restriktionen betroffen sind. Erste Anlaufstelle ist oft die Stillberatung, da Stillprobleme sich die Probleme meist hier zuerst zeigen.
Wo finde ich den passenden Ansprechparter?
Nicht jeder Kinderarzt und jede Stillberaterin ist ausreichend fortgebildet und erfahren in der Beurteilung von Zungenbändern. Bei der DEFAGOR®, der Deutsche Fachgesellschaft für Behandlung oraler Restriktionen e.V., ist eine Reihe von Stillberaterinnen gelistet, die sich nachgewiesenermaßen fortgebildet haben.
Was ist überhaupt ein Zungenband und gibt es da noch mehr Bänder?
Das Zungenband ist eine Membran unter der Zunge, die diese in Position hält. Jeder hat ein Zungenband, nicht immer ist dieses deutlich sichtbar. Ein komplettes Fehlen dieser Struktur ist extrem selten und weist auf sehr seltene Erkrankungen hin. Neben dem Zungenband gibt es noch Lippen- und Wangenbänder, die ebenfalls fast immer vorhanden sind, ebenfalls zu kurz oder straff sein können, aber seltener zu Stillproblemen führen.
Das Zungenband – ein Symptomwandler!
Einfach in den Mund sehen und man weiß, ob das Zungenband passt oder nicht? So einfach ist es leider nicht. Die Symptome sind vielfältig, haben nicht auf den ersten Blick mit dem Stillen zu tun, und können sich immer wieder verändern. Ohne eine ausführliche Anamnese, eine genaue Beobachtung einer Still- oder Flaschenmahlzeit und einer Funktionsprüfung ist keine Aussage möglich! Entscheidend ist die Funktion, nicht das Aussehen.
Symptome können sein:
Bei der Mutter:
- Schmerzen beim Anlegen
- Wunde Mamillen
- Verformte Mamillen, lippenstift- oder mandelförmig
- Neigung zu Milchstau und Mastitis
Beim Kind:
- Unzureichende Gewichtszunahme
- Dauerstillen
- Blähungen, Koliken
- Mundatmung
- Hornhaut und Blasen auf den Lippen
- weiß belegte Zunge
Alle diese Symptome können zu einem enormen Leidensdruck führen, betroffene Familien benötigen schnell kompetente Hilfe. Da es aber auch andere Gründe für diese Symptome geben kann ist eine qualifizierte Stillberatung wesentlich. Fortgebildete Kolleginnen findet man unter www.DEFAGOR.de, der Deutschen Fachgesellschaft für die Behandlung oraler Restriktionen.
Nicht selten haben die Familien bereits einen langen Weg durch verschiedene Behandlungen und Therapien hinter sich. Ist dann das Zungenband als Übeltäter ausgemacht gibt das Hoffnung, dass sich die Situation jetzt bessern wird. Die Durchtrennung des einschränkenden Bandes ist aber nur ein Puzzlestein in der Behandlung der komplexen Problematik.
Wer behandelt das kurze Zungenband?
Bitte nicht schnell beim Kinderarzt oder in der Klinik trennen lassen! Nur wenige Ärzte berücksichtigen das Gesamtbild, arbeiten interdisziplinär und trennen vollständig! So ein Anritzen und ein Quickfix ohne Begleitung kann zu einer gewissen Verbesserung der Stillsituation führen. Das Trennen der Strukturen ist aber nur ein Teil der Behandlung. Durch die Einschränkung der Beweglichkeit der Zunge nutzen die Kinder bereits vor der Geburt Kompensationen, also Ersatztechniken, um Schlucken zu können. Der Eingriff gibt dann für sich nur die Möglichkeit zur Beweglichkeit, das Erlernen der korrekten Funktion und abbauen der Kompensationen ist damit noch nicht getan.